Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

Möchten Sie mit anderen Personen Ihre Erfahrungen bezüglich dem Schnapsbrennen, der Destillation ätherischer Öle und Hydrolate sowie der Essigherstellung austauschen? Bitte beachten Sie unsere Forenregeln (siehe Hilfreiche Tipps zur Benützung).

Propionsäure

Stefan am 11.12.2016 12:05:14 | Region: Neuland
Hallo,

ich habe festgestellt, dass im Laufe des Destillationsvorganges das Aroma immer unangenehmer wird, und habe dazu Überlegungen angestellt. Ich bin kein Chemiker, also korrigiert mich bitte, wenn ich falsch liege.

Meine Vermutung ist, dass der unangenehme Geruch von Propionsäure (und vielleicht einer kleineren Menge Buttersäure) hervorgerufen wird.

Das Phänomen ist auch bei einer zweiten Destillation zu beobachten, wobei am Ende der Destillationsrückstand wesentlich stärker unangenehm riecht als die Ausgangssubstanz. Man könnte versuchen, das alleine dadurch zu erklären, dass die unangenehm riechenden Stoffe stärker aufkonzentriert sind, jedoch vermute ich, dass hier die Gleichgewichtsreaktion zwischen Ethanol und Propionsäure sowie Ester und Wasser eine Rolle spielt. Zu Beginn der Destillation, solange der Alkoholgehalt noch hoch ist, ergibt sich nämlich ein recht fruchtiges Aroma. Im weiteren Verlauf sinkt die Alkoholkonzentration, während die Wasserkonzentration steigt, so dass sich das Gleichgewicht auf die Seite mit der Propionsäure verschiebt.

Ist das plausibel? Woher kommt die Propionsäure? Spielt die Wahl der Hefe eine Rolle? Gibt es eine Möglichkeit, das Gleichgewicht in Richtung Ester zu verschieben (zum Beispiel mit Schwefelsäure)? Oder liege ich völlig daneben?

RE: Propionsäure

der wo am 12.12.2016 11:09:43 | Region: da wer
"dass im Laufe des Destillationsvorganges das Aroma immer unangenehmer wird"
Das ist normal. Deswegen müssen wir den Nachlauf abtrennen. Aber wie kommst du auf Proprionsäure und Buttersäure? Findest du daß sie ähnlich riechen? Diese beiden Stoffe sind sicher im Nachlauf und im Rückstand vorhanden, die klassischen Nachlaufstoffe sind aber eigentlich die Fuselöle.

Ich finde auch, daß der Rückstand beim zweiten Brand unangenehmer riecht als beim ersten. Beim ersten ist es zwar sehr säuerlich, aber die Frucht oder das Getreide ist noch irgendwie angenehm vorhanden, finde ich.

"Zu Beginn der Destillation, solange der Alkoholgehalt noch hoch ist, ergibt sich nämlich ein recht fruchtiges Aroma."
Richtig. Der Vorlauf und die erste Fraktion des Mittellaufs ist sehr fruchtig (Ester und Aldehyde). Danach wirds weicher und dunkler und irgendwann muffig eklig. Das ist ganz normal so. Der Propionsäure wird da aber keine große Rolle zugerechnet.

Mit Chemie kann man natürlich viel machen. Aber trotzdem bleibt es immer dasselbe Prinzip, anfangs fruchtig stechend, am Ende dunkel muffig.
Man kann zB zwischen den beiden Destillationen die Ester und Aldehyde hydrolysieren (mit zB Soda oder Ätznatron), dann hat man weniger Vorlauf aber auch weniger Fruchtaroma (also nur für Neutralalk zu empfehlen). Oder man kann mit Kupferverbindungen Gemüsepups-Schwefelverbindungen neutralisieren. Oder mit Wasserstoffperoxid den Schnaps oxidieren, also quasi die Alterung beschleunigen.