Diskussion - Schnaps, Ätherische Öle, Essig

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Vorstellung und Frage

Heiner am 12.09.2019 10:26:29 | Region: Rheinland


Hallo zusammen!

Ich bin diplomierter Chemieingenieur und ausgebildeter Chem.techn. Assi. Seit vier Wochen brenne ich. Aufgrund meiner Vorgeschichte habeich meine Destille komplett aus Glas gebaut. Bisher habe ich vier Testbrände
durchgeführt.

Da ich beabsichtige meineDestillate über mehrere Jahre einzulagern, brauche ich eure Hilfe. Gibt es dazu

Einwände?

Der erste war ein Chardonnay aus dem Hause der Gebrüder Albrecht da laut "dem Buch" dort kein Vorlauf

anfällt und ich die Anlage testen wollte, ohne kostbare Maische zu
verschwenden.


1. Testbrand (Chardonnay, 1,5 L)


89-91°C 100 ml mit 68,5 Vol-% Alkohol

92-94°C 50 ml mit 56 Vol-% Alkoho


Geschmack: Nach Verdünnen auf 43 Vol-% wie ein billiger Grappa. Ich kann das Beurteilen, mein Lehrmeister im

Außendienst trank viel Grappa und ich „durfte“ mittrinken....


2.-4. Testbrand

Destilliert wurde eine Maische aus Direktgepresstem Apfelsaft ohne Zusätze (ALDI Süd) die über 8 Tage mit Alcotec

Hefe 48 h vergoren wurde. Der Zuckergehalt wurde zu Beginn auf 200 g/L
eingestellt und nach 2 Tagen und sensorischer Prüfung auf insgesamt 400 g/L
aufgezuckert, so dass sich ein theoretischer Gesamtzuckergehalt entsprechend 20
Vol-% Alkohol nach Ende der Gärung ergibt. Hat auch geklappt, sehr spritig der
Appelwein.


Ergebnisse:


2. Testbrand 2000 ml:


Fraktion A 78°C verworfen
Fraktion B 80-91°C 300 ml mit 74Vol-%
Fraktion C 92-94°C 135 ml mit 64Vol-%

3. Testbrand 2000 ml

Fraktion A 78°C verworfen

Fraktion B 80-91°C 300 ml mit 75 Vol-%
Fraktion C 92-94°C 130 ml mit 62Vol-%

Ab diesem Brand habe ich die Anlage von Oberkante Maische bis Übergang Kühler mit Alu-Folie umwickelt, um die
Wärmeverluste zu minimieren.

4. Testbrand 2200 ml

Fraktion A 78°C verworfen

Fraktion B 80-91°C 350 ml mit 73Vol-%
Fraktion C 92-94°C 180 ml mit 59Vol-%

Da die einzelnen Fraktionen stark

muffig rochen, habe ich diese mit dem Milchaufschäumer heftig für 2-3 Minuten gequirrlt.
Hat funktioniert. Apfel präsent, Muff nicht. Der Nachlauf ab 92°C schmeckt sogar „apfeliger“ als der Edelbrand, der ist
deutlich „spritiger“.
Bestätigt durch meine Frau die sonst keinen Alkohol trinkt. Auf 43 Vol-%
eingestellt ergibt sich ein trinkbares Gemisch, das ich zur Lagerung noch mit
gerösteten Eichenchips versetzen werde.
Als nächstes möchte ich nach und nach 28 Liter
Honigmaische brennen. Gibt es dazu Ideen, Anregungen, was ist zu beachten?

Danke Gruß

Thorsten

RE: Vorstellung und Frage

Thomas am 14.09.2019 06:48:31 | Region: Deutschland

Gutren Tag,


ich war bei lesen sehr verwundert...ich bin zwar kein Chemieingenieur, sondern nur interessierter Laie- aber dennoch stutzte ich bei den Temperaturangaben.

Alkohol wird bei 78 Grad gasförmig, aber Ihre 78-Grad-Destillate wurden alle verworfen.

Kurze Zwischenfrage: warum eigentlich?)


Bei höheren Temperaturen hat man es dann mit Fuselalkoholen im Destillat zu tun, die gesundheitsschädlich sein können. Deswegen sollte man beim Destilliervorgang, wenn die Temperatur deutlich über78 Grad geht, den Nachlauf abtrennen.


Mit besten grüßen

Th. Schwarze

RE: Vorstellung und Frage

Der Chemiestudent am 14.09.2019 16:19:57 | Region: Europa

Lagerung nimmt dem Brand noch etwas die Schärfe. Auch braucht der Brand nach dem Mischen etwas Zeit. Es ist häufig so, dass viele obstspezifische Aromen nahe dem Nachlauf kommmen.


Wie hoch waren die Vorlaufsvolumen je?

Auch kann man sich auf die Thermometer nicht ganz verlassen. Gerade am Anfang. Man muss schauen, ob der Geschmack passt. Deine Prozente wirken etwas hoch. Auch muss man die Meereshöhe vom Brennort (damit den Druck) noch etwas mit einplanen. Das braucht etwas Erfahrungswerte.


Wegen dem Met: Falls der Alkoholgehalt nicht hoch genug ist doppelt brennen. Würde ich auch so empfehlen


@Thomas: Nein, absolut nein.


RE: Vorstellung und Frage

Thorsten Heinke am 01.02.2020 20:28:39 | Region: Dormagen

Hallo!


Spät, aber nicht zu spät hoffentlich ;-)


Zu den Fragen:


Vorlauf: Schnapsglas-Größenordnung, ich hab nicht genau gemessen aber sicher nicht mehr als 20-30 ml.

Die Prozente habe ich mit nem normalen Dichte-Senkblei-Teil für 10€ gemessen. Geht mir aber aber auch eher um die Größenordung, also 2-3% Abweichung sind ok. Höhenmäßig sind wir hier auf 40 m, also recht nah am Standard.


Das Met war nach Ende der Gärung staubtrocken und ungenießbar. Totaler Sprit. Theoretisch hätten rund 20 Vol-% Alk. entstehen müssen und weit entfernt waren wir gefühlt auch nicht. Nach 3 Monaten erhebliche Gemschmacksverbesserung (Um- und Veresterungsprozesse). Brand vorgestern. Dieselben Werte wie die Testbrände, plus minus 2 % aber das ist das was das Equipment hergibt. Kaum Honignote nach Verdünnen. Schade, trotz 2 Monaten warten.


VG,


Thorsten

RE: Vorstellung und Frage

Thorsten Heinke am 01.02.2020 19:51:47 | Region: Dormagen

Hallo!

Ich antworte spät, aber besser als nie: Das mitunter tödliche Methanol ist im Vorlauf, wird verworfen (Pektin-> Apfel...). Die von dir angesprochenen Fuselalkohole entstehen bei der Gärung von bestimmten Zuckern. Wenn diese von vornherein nicht in der Maische vorhanden sind, bilden sich auch keine höheren Alkohole (Fuselalkohole). Darum auch die Testbrände mit den genannten Produkten.

Zu der Frage warum nach 78°C witergebrannt wurde: Alkohol (Ethanol) bildet mit Wasser ein azeotropes Gemisch, das heißt das Gemischt siedet mit konstantem Siedepunkt bei konstantem Druck. Das heißt in dem speziellen Fall Ethanol/Wasser dass bei glaub ich 108°C ein Gemisch aus 96% Alkohol und 4% Wasser übergeht (sofern noch Alkohol vorhanden). Reiner Aölohol macht ja auch keinen Spaß, man will ja noch Aromen. Das ist auch der Grund warum Brennspiritus 96% Ethanol enthält: Höhere Gehalt sind machbar, aber technisch ungleich aufwendiger. Brennt aber auch. :-)


VG, Thorsten

RE: Vorstellung und Frage

Peter Silie am 03.02.2020 14:03:19 | Region: Garten

So ein Nonsens! An deinen Ausführungen ist praktisch nichts richtig. Bitte informiere dich, bevor du schreibst.